Menü

Ratgeber

ADHS wirksam behandeln

Von Elterntraining bis Medikament

Unaufmerksamkeit, Zappligkeit und Impulsivität machen Kindern und Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) das Leben schwer. Die Folgen für Ausbildung, Beruf und soziale Beziehungen sind häufig gravierend. Doch wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, lässt sich mit psychotherapeutischen Maßnahmen und Medikamenten gegensteuern.

Verkehrsunfälle, Scheidungen und Depressionen häufig

Eine ganze Zeit lang gab es einen regelrechten Hype um die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei Kindern, die in der Schule nicht mitkamen, herumzappelten statt konzentriert lernten oder sonst anstrengend waren, wurde oft vorschnell eine ADHS vermutet und nach Medikamenten gerufen. Zum Glück ist nicht jeder Zappelphillipp ein ADHS-Kind. Wer jedoch nachgewiesenermaßen unter der Erkrankung leidet (und das sind immerhin knapp 4% der Kinder und Jugendlichen), muss mit Auswirkungen auf sein gesamtes Leben rechnen.

So ist bei Kindern mit ADHS das Unfallrisiko um 400% erhöht, weil sie oft Gefahren nicht richtig einschätzen und ihre Handlungen weniger umsichtig planen. Die Konzentrationsstörungen führen dazu, dass die Leistungen in Schule und Ausbildung leiden. 35% der Jugendlichen mit ADHS haben deshalb keinen Schulabschluss . Aufgrund ihrer sozialen Probleme entwickeln viele ADHS-Kinder und -Teenager Depressionen oder fangen an, Drogen zu nehmen. Weitere häufige Auswirkungen sind Essstörungen sowie der Hang zu Selbstverletzung und riskantem sexuellen Verhalten.

Auch Erwachsene mit ADHS leiden unter den Folgen ihrer Erkrankung. Sie sind oft weniger leistungsfähig im Beruf und seltener fest angestellt. Dazu kommen eine höhere Scheidungsrate als Gesunde und vermehrte Verkehrs- und andere Unfälle. Depressionen und Angststörungen sind häufig, ebenso unerklärliche Erschöpfungszustände und Schmerzen. Viele Betroffene kämpfen mit Suchtproblemen. Diese reichen vom Kettenrauchen bis zur Kauf- oder Spielsucht.

ADHS-Hinweise bei Kindern erkennen

Je früher die Erkrankung erkannt und therapiert wird, desto besser sind die Chancen, trotz ADHS ein gutes Leben zu führen. Bei den folgenden drei Kardinalsymptomen sollten Eltern und Erzieher*innen deshalb aufmerksam werden:

  • Unaufmerksamkeit zeigt sich beispielsweise darin, dass das Kind leicht ablenkbar und vergesslich ist. Es fängt eine Aufgabe nach der anderen an und schafft es nicht, sie abzuschließen. Oft scheint es auch so, als könnte das Kind gar nicht richtig zuhören.
  • Typisches Zeichen der Hyperaktivität ist beispielsweise, dass das Kind in Situationen, in denen es nicht angebracht ist, ungebremst herumrennt und herumklettert. Es redet oft sehr viel, wirkt wie aufgezogen. Sitzt es auf dem Stuhl, rutscht es hin und her und fuchtelt mit den Händen herum.
  • Am schwierigsten für Familienmitglieder, Mitschüler*innen, Lehrer*innen oder Bekannte ist häufig die Impulsivität der ADHS-Kindern. Denn diese Kinder sind schnell ungeduldig, fallen anderen ins Wort und können oft nicht warten, bis sie an der Reihe sind. Manche Kinder sind rücksichtslos oder werden aggressiv, andere „stören“ nur.

Bei Jugendlichen verwandelt sich die äußerliche Hyperaktivität oft in eine innere Unruhe. Aufgrund massiver Konzentrationsstörungen schaffen es viele ADHS-Teenager in der Schule nicht, ihre Aufgaben fertig zu stellen. Probleme mit Mitschüler*innen sind häufig. ADHS-Jugendlichen fällt es schwer, soziale Beziehungen aufzubauen oder sich in Gruppen einzuordnen. Manche Betroffenen werden aggressiv, andere ziehen sich in sich zurück. Die meisten haben Schwierigkeiten, Frustrationen auszuhalten oder mit der eigenen Wut oder Ärger umzugehen.

Hinweis: Je nach Ausprägung der Beschwerden unterscheidet man zwischen dem hyperaktiv-impulsiven Typ und dem vorwiegend unaufmerksamen Typ. Allerdings kommen auch Mischformen vor.

So zeigt sich ADHS im Erwachsenenalter

Gut zwei Drittel der betroffenen Kinder nehmen ihre Erkrankung ins Erwachsenenalter mit. Manchmal wird die Störung auch erst dann diagnostiziert, z. B. wenn die Beschwerden milde sind oder nicht bemerkt, fehlgedeutet oder ignoriert wurden. Insgesamt geht man davon aus, dass etwa 1 bis 4 % der Erwachsenen in Deutschland von einer ADHS betroffenen sind. Auch bei ihnen macht sich die Erkrankung mit den drei Hauptkriterien Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität bemerkbar. Diese äußern sich folgendermaßen:

  • Lähmende „Aufschieberitis“, geringe Motivation, Konzentrationsschwierigkeiten bei der Arbeit, z. B. bei Konferenzen oder beim Lesen. Probleme beim Organisieren der Arbeit und des Alltags, schlechtes Zeitmanagement.
  • Innere Unruhe, Nervosität und Nicht-Warten-Können. Das Sitzen in Ruhe fällt schwer, stattdessen wird oft mit den Füßen gewippt oder mit den Fingern an etwas herumgespielt.
  • Ständiges Reden und Anderen-Ins-Wort-Fallen, zu schnelles und aggressives Autofahren, Probleme, Frustrationen auszuhalten und mit Ärger umzugehen. Dazu kommen Jähzorn, häufige Stimmungsschwankungen und überzogene emotionale Reaktionen auf Kleinigkeiten.

Hinweis: Neben allen problematischen, selbstgefährdeten Komponenten hat die Erkrankung auch positive Aspekte. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um offene, kreative Menschen, die, wenn sie ihre passende Nische im Beruf gefunden haben, unschlagbar in ihrem Metier sind.

Wer stellt die Diagnose?

Wenn Kinder ein problematisches Verhalten zeigen, kommen die ersten Hinweise meist von den Eltern, den Kindergärtner*innen oder auch den Lehrer*innen. Dann ist es Zeit, die Kinderärzt*in um Rat zu fragen. Diese wird bei einem begründeten Verdacht eine Fachkolleg*in einschalten, z. B. eine Fachärzt*in für Kinder- und Jugendpsychiatrie (es sei denn, sie hat selbst die nötige Expertise für eine ADHS-Diagnose). Auch Psychologische Psychotherapeut*innen mit Zusatzqualifikationen sind geeignet, eine ADHS zu diagnostizieren.

Die Untersuchungen sind umfangreich. Meist füllen Eltern und Kind zunächst Fragebögen aus, auf deren Ergebnis dann ein ausführliches Gespräch aufgebaut wird. Bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung wird auch das Sehen und Hören geprüft, um körperliche Ursache für die Aufmerksamkeits- oder Lernprobleme auszuschließen. Psychologische Tests runden die Diagnose ab. Zum Einsatz kommen vor allem altersentsprechende Konzentrationstests.

Im Erwachsenenalter werden noch nicht diagnostizierte Betroffene manchmal von Freunden oder Kollegen darauf hingewiesen, dass ihr Verhalten problematisch ist und eventuell mit ADHS zu tun haben könnte. Mancher kommt durch intensive Beschäftigung mit seinen Schwierigkeiten auch selbst darauf, dass seine sozialen Probleme oder Konzentrationsschwierigkeiten etwas mit ADHS zu tun haben könnten. Hilfreich sind dabei Selbsttests, die es im Internet gibt. Sie ersetzen natürlich nicht die Diagnose. Die erfolgt bei der Fachärzt*in, z. B. in der neurologischen oder der psychiatrischen Praxis. Grundlage der Diagnose sind auch bei Erwachsenen Fragebögen, das gründliche Gespräch, die körperliche Untersuchung und psychologische Tests.

Hinweis: Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen müssen im Rahmen der Diagnose andere Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden ausgeschlossen werden. Dazu gehören zum Beispiel Depressionen, Schilddrüsenüberfunktion, Schädel-Hirn-Verletzungen oder Epilepsien.

Wo kommt die Störung her?

Forscher*innen gehen davon aus, dass Veränderungen der zentralen Botenstoffe die Grundlage von ADHS bilden. D.h., es sind die Stoffe beteiligt, über die die Gehirnzellen miteinander kommunizieren. Wie es zu diesen Veränderungen kommt, ist allerdings noch unklar. Neueste Untersuchungen bekräftigen die Annahme, dass eine genetische Veranlagung das Risiko für ein ADHS erhöht. Aber auch Schwangerschaftsfaktoren oder Geburtskomplikationen sollen daran beteiligt sein – Genaues weiß man dazu allerdings noch nicht. Sicher ist jedoch, dass die Erkrankung maßgeblich durch Umweltfaktoren und psychosoziale Faktoren beeinflusst werden kann.

ADHS bei Kindern behandeln – aber wie?

Die Behandlung ist multimodal, d.h., sie besteht aus mehreren Bausteinen und wird individuell an die Beschwerden des Kindes angepasst. Zunächst ist es wichtig, Eltern und Kind über die Erkrankung aufzuklären. Ein Elterntraining soll helfen, mit dem problematischen Verhalten des Kindes besser umzugehen. Je nach Beschwerdebild bekommt das Kind psychologische Unterstützung. Meist wird eine Verhaltenstherapie begonnen, bei starken Aufmerksamkeitsstörungen auch ein Training zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit. Sind die Beschwerden nur leicht ausgeprägt, können diese Maßnahmen durchaus ausreichen.

Bleibt ein Behandlungserfolg aus oder leidet das Kind von vorneherein unter einer sehr schweren Symptomatik (starke Aggressivität, ausgeprägte Funktionsbeeinträchtigung in der der Schule), kommen Medikamente auf den Plan. In Deutschland werden Medikamente erst bei Kindern über sechs Jahren empfohlen, in besonders schweren Einzelfällen ist dies auch im Vorschulalter möglich. Medikamente der ersten Wahl bei Kindern sind Stimulanzien wie Methylphenidat (oder Amphetamin). Alternativen bei Nebenwirkungen oder mangelhaftem Erfolg sind Atomoxetin und Guanfacin.

Stimulanzien, Atomoxetin und Guanfacin sind starke Medikamente, die auch eine ganze Reihe von unerwünschten Wirkungen aufweisen. Aus diesem Grund muss ihr Einsatz gründlich überwacht und die Notwendigkeit einer Therapie regelmäßig fachärztlich geprüft werden. Unter Methylphenidat treten beispielsweise sehr häufig Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität und Appetitverlust auf. Bei Amphetaminen drohen Appetitminderung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Mundtrockenheit. Guanfacin kann zu einer vermehrten Tagesmüdigkeit führen, zu Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen, niedrigem Blutdruck und Gewichtszunahme.

Hinweis: Sowohl unter einer langfristigen Behandlung mit Methylphenidat als auch mit Atomoxetin wurde bei Kindern ein vermindertes Körperwachstum beobachtet – vermutlich aufgrund der appetitmindernden Wirkung. Regelmäßige Kontrollen von Körpergröße und -gewicht sind obligatorisch, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Gegenmaßnahmen sind z. B. gehaltvollere Mahlzeiten sowie Pausieren oder Wechsel des Präparates.

Erwachsene behandeln: Aufklärung, Medikamente und Psychotherapie

Ob bei Erwachsenen eine Behandlung erforderlich ist, hängt davon ab, wie sehr die Lebensqualität eingeschränkt ist. Manchmal hilft schon die ausführliche Aufklärung und Beratung über die Erkrankung enorm. Die Betroffenen lernen, dass ihre Probleme nicht selbst verschuldet sind, sondern eine Ursache haben. Im Rahmen einer Psychotherapie wird trainiert, besser mit den Problemen klarzukommen. Oft lassen sich dabei für bestimmte Situationen Handlungsstrategien entwickeln. Dazu gehört beispielsweise, bei der Arbeit große Ziele in Etappen einzuteilen oder Impulskäufe mit Wunschlisten und Achtsamkeitstraining zu vermeiden.

Reichen die Maßnahmen nicht aus, kommen Medikamente zum Einsatz. Wie bei Kindern und Jugendlichen verordnet die Ärzt*in meist Methylphenydat, alternativ kann die Therapie auch mit Atomoxetin begonnen werden. Welches Präparat individuell am besten wirkt, lässt sich nicht vorhersagen. In Cross-over-Studien mit den Stimulanzien Methylphenidat oder Amphetamin sprachen z. B. 41% der Studienteilnehmer*innen auf beide an, 28% mehr auf Amphetamine und 16% mehr auf Methylphenidat. Greift eine Therapie nicht, wird deshalb ein anderer Wirkstoff versucht. Möglich ist auch die Kombination verschiedener Wirkstoffe. Behandlungserfolg und Nebenwirkungen sollten alle sechs Monate geprüft werden. Einmal im Jahr empfehlen Expert*innen einen behandlungsfreien Zeitraum, um zu überprüfen, ob die Betroffene inzwischen vielleicht auch ohne Medikamente zurechtkommt.

Tipp: Für ADHS-Patient*innen ist das Internet durchaus hilfreich. Dort findet man Kontakt zu Selbsthilfegruppen und Leidensgenoss*innen. Zudem geben immer mehr Betroffene auf eigenen Internetseiten Tipps, wie man die Erkrankung vor allem im Hinblick auf Beruf- und Privatleben besser in den Griff bekommt.

Quellen: S3 Leitlinie „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter“, AWMF-Nr. 028-045; www.adhs-deutschland.de

Autor / Rechte
24.07.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Einlagen, Windeln oder Pants besser?

Harninkontinenz Einhalt gebieten

Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Übel. Oft schämen sich die Betroffenen, isolieren sich und würden ihre vier Wände am liebsten gar nicht mehr verlassen. Dabei gibt es heute ausgefeilte Inkontinenzprodukte, die ganz diskret für Trockenheit und Sicherheit sorgen. Wissenswertes rund um Einlagen, Windeln und Pants finden Sie in unserem Ratgeber.

Frauen benachteiligt

Sechs bis acht Millionen Menschen in Deutschland haben Probleme, ihre Blase zu kontrollieren. In der Folge verlieren sie ständig oder auch situationsbedingt – zum Beispiel beim Husten oder Lachen – kleinere oder größere Mengen Urin. Betroffen sind vor allem Frauen. Das liegt unter anderem am Aufbau des weiblichen Beckenbodens. Zum einen hat er eine Öffnung mehr, zum anderen ist er weniger straff, um sich bei einer Geburt leichter zu dehnen. Zusätzlich belastet und geschwächt wird der weibliche Beckenboden durch Geburten und Schwangerschaften.

Mit Medikamenten lässt sich die Harninkontinenz kaum beeinflussen. Besser helfen beckenbodenstärkende Gymnastik oder beispielsweise eine Gewichtsreduktion. In den allermeisten Fällen bleibt es beim Urinverlust und die Betroffenen sind auf Hilfsmittel angewiesen. Am häufigsten verwendet werden aufsaugende (absorbierende) Produkte. Sie nehmen ein Vielfaches ihres Eigengewichtes an Urin auf und verteilen diesen innerhalb einer speziell konstruierten Saugschicht.

Superabsorber Natrium-Polyacrylat

Das Geheimnis dieser sogenannten Superabsorber ist meist Natrium-Polyacrylat. Die Natriumionen ziehen das Wasser osmotisch an und es bildet sich ein Hydrogel. Je mehr Natrium im Superabsorber enthalten ist, desto mehr Wasser wird aufgenommen und gebunden. Das Ganze geschieht fern von der Haut in der Hydrogelschicht – die innere Oberfläche des Produkts bleibt trocken.

Damit der Urin nicht nur im Bereich der Harnröhrenöffnung zu Hydrogel wird und dort einen Klumpen bildet, sorgt eine Verteilschicht dafür, dass die Flüssigkeit verteilt und über den gesamten Aufsaugkern gebunden wird. Weil der Urin im Hydrogel gebunden ist, ist auf der Außenseite keine wasser- und luftdichte Folie zum Abdichten nötig. Stattdessen kommt eine atmungsaktive Außenschicht zum Einsatz, was den Tragekomfort von Windeln & Co. deutlich verbessert.

Hinweis: Die Superabsorberhaben einen weiteren Vorteil: Sie binden nicht nur die Flüssigkeit des Urins, sondern auch den Geruch.

Einlage, Windel oder Pants?

Die technischen Errungenschaften von Superabsorber, Verteilschichten und atmungsaktiver Außenseite finden sich im Prinzip in allen aufsaugenden Inkontinenzprodukten. Dabei kann man je nach Stärke der Undichtigkeit zwischen verschiedenen Formen wählen:

  • Einlagen. Für leichtes Harnträufeln zwischendurch (etwa 30 ml/Tag) reichen oft Einlagen. Ähnlich wie Monatsbinden haben diese zum Befestigen in der Unterhose einen Klebstreifen auf der Rückseite. Einlagen für Harninkontinenz gibt es in unterschiedlichen Formen für Männer und für Frauen.
  • Vorlagen. Gehen am Tag nicht mehr als etwa 300 ml Urin ab, werden meist Vorlagen empfohlen. Diese sind größer als Einlagen und speziell für Männer oder Frauen anatomisch geformt. Vorlagen werden nicht in die Unterhose geklebt, sondern mit einer elastischen Netzhose fixiert. Auf diese Weise schmiegen sie sich sehr gut an und zeichnen sich unter der Kleidung kaum ab. Über Netzhose und Vorlage kann auf Wunsch auch normale Unterwäsche getragen werden.
  • Inkontinenzwindel. Windeln sind ab einer mittleren Inkontinenzstärke angezeigt, also wenn mehr als etwa 300 bis 400 ml Urin am Tag verloren gehen. Sie liegen eng am Körper an und werden seitlich mit Klebestreifen geschlossen. Solche Inkontinenzwindeln kommen vor allem bei bettlägerigen, pflegebedürftigen Menschen zum Einsatz. Es gibt auch Varianten, die zusätzlich mit einer Art Hüftgürtel gehalten werden. Dieses System ist für Menschen gedacht, die noch körperlich aktiv sind.
  • Pants oder Windel-Slips. Besonders praktisch und für alle Inkontinenzformen geeignet sind Windelpants, die sich wie ganz normale Unterhosen anziehen lassen. Gegen Auslaufen bieten sie spezielle elastische Bündchen. Sie lassen sich beim Toilettengang wie eine normale Unterhose herunterziehen. Sind sie nicht beschmutzt, kann man sie einfach weiterverwenden. Pants gibt es unisex oder in spezieller Ausführung für Männer bzw. Frauen. Damit sie wirklich dichthalten, ist die passende Größe wichtig. In der Regel sind die Größen mit S, M, L, XL und XXL gekennzeichnet. Sie bemessen sich nach dem Bauchumfang.

Oft macht es Sinn, verschiedene Produkte zu kombinieren. So reichen z. B. tagsüber oft Einlagen oder Vorlagen, die häufig gewechselt werden, während nachts eine aufnahmefähigere Windel einen ruhigen Schlaf ermöglicht.

Tipp: Windeln anlegen ist gar nicht so einfach, sei es bei einem selbst oder bei jemand anderem. Einige Hersteller bieten auf ihrer Homepage Beschreibungen und Schulungsvideos zur Verwendung von Inkontinenzprodukten an.

Einweg oder Mehrweg?

Auch bei Inkontinenzprodukten für Erwachsene gibt es wiederverwendbare, waschbare Lösungen. Allerdings hat sich die Auswahl in den letzten Jahren reduziert. Wiederverwendbare Produkte haben ein Mehrkammersystem und einen Vliesschicht, die den Rückfluss des Urins Richtung Körper und Haut verhindern sollen. Sie können in der Regel bis zu 300-Mal bei 95° C gewaschen und in den Trockner geworfen werden. Bügeln ist jedoch aufgrund der speziellen Gewebe verboten.

Hinweis: Ob die Ökobilanz bei Mehrwegprodukten wirklich besser ist als bei Einwegwindeln, wird auch bei Säuglingswindeln immer wieder heftig diskutiert. Strom- und Wasserverbrauch für die Aufbereitung sind beispielsweise nicht zu unterschätzen.

Hautschutz unter der Windel

Neben der richtigen Nutzung der aufsaugenden Hilfsmittel ist bei der Inkontinenz auch die Hautpflege von großer Bedeutung. Das gilt vor allem beiälteren Menschen, weil alternde Haut weniger widerstandsfähig gegenüber äußeren Reizen ist. Zur Pflege empfiehlt sich:

  • Waschen. Den Intimbereich nur mit lauwarmem Wasser und alkalifreien, ph-neutralen und rückfettenden Substanzen waschen. Ideal sind weiche (!) Einmalwaschlappen. Haut danach gründlich, aber vorsichtig trocknen. Nicht rubbeln, da hierbei kleinste Verletzungen oder Risse drohen. Trockenfönen ist nicht erlaubt, da dies die Haut zu sehr austrocknet.
  • Pflege. Zur Hautpflege bieten sich spezielle Pflegeöle oder Wasser-in-Öl-Emulsionen an. Keine Öl-in-Wasser-Emulsionen verwenden, sie quellen die Hornschicht auf und trocknen die Haut aus. Auch Babyöle sind ungeeignet, da sie oft reizende Duftstoffe enthalten. Spezielle feuchtigkeitsbindende Pflegeprodukte für Inkontinente, z. B. auf der Basis von Harnstoff oder Aloe vera, gibt es in der Apotheke.
  • Schutz. Um die Haut von Windel- und Vorlagenträger vor Urin und Stuhl zu schützen, wurden spezielle Barriereprodukte entwickelt. Diese enthalten natürliche Öle, Silikonöle oder Zinkoxid bzw. Kombinationen daraus und sind in der Apotheke erhältlich.

Hinweis: Puder und Vaseline schaden mehr als sie schützen: Puder verklumpt und wirkt wie Schmirgelpapier auf die Haut, Vaseline mindert die Saugfähigkeit der absorbierenden Wirkstoffe und Schichten.

Ableiten statt aufsaugen

Bettlägerige Patienten mit schwerer Inkontinenz werden manchmal auch mit Dauerkathetern versorgt. Dafür schieben Ärzt*innen oder Pflegepersonal einen doppellumigen Schlauch aus Silikon durch die Harnröhre bis in die Blase. Dauerkatheter bergen ein hohes Infektionsrisiko, weshalb der Einsatz immer kritisch abzuwägen ist.

Zum Auffangen des Urins verbindet man den Katheter mit einem Auffangbeutel. Hier gibt es verschiedene Systeme. Bei Bettlägerigen verwendet man meist Urinbeutel aus Plastik, die an einem Gestell am Bettrand aufgehängt werden und aus denen man den Urin regelmäßig ablässt. Mobile Patienten haben die Möglichkeit, den Urinbeutel am Bein zu befestigen.

Für Männer gibt es eine weitere Methode der Harnableitung: Das Urinalkondom. Es wird wie ein Präservativ über den Penis gestreift und mit Hilfe von Klebestreifen befestigt. An der Spitze des Kondoms befindet sich ein Schlauch, durch den der Urin in den am Bein befestigten Urinbeutel abfließen kann.

Quellen: Schäfer C, DAZ 2020; 37: 49; Bruhn C, DAZ 2013; 26: 44

Autor / Rechte
19.06.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Das 1x1 für schöne Fußnägel

Pflege, Psoriasis und Pilze im Griff

Sommerzeit ist Sandalenzeit. Ob in Gesundheitstretern, schicken Flipflops oder eleganten offenen Pumps — jetzt kommen immer mehr Zehen an die frische Luft. Doch so mancher mag seine Füße lieber bedeckt halten, weil die Nägel keine Zierde, sondern brüchig oder verfärbt sind. Lesen Sie hier, was hinter Nagelproblemen steckt und was sich dagegen unternehmen lässt.

Richtige Pflege ist das A und O

Gründe für verdickte, brüchige oder verfärbte Fußnägel gibt es viele. Sie reichen von chronischen Erkrankungen über Medikamentennebenwirkungen bis hin zum gefürchteten Pilzbefall. Der einfachste Grund für Nagelprobleme ist jedoch die falsche oder nicht ausreichende Fußpflege. Denn dabei gibt es in puncto Nagelwohl einiges zu beachten.

Zunächst einmal beim Kürzen der Nägel: Auch wenn es mit Knipser und Schere am schnellsten geht, sind Feilen besser geeignet. Denn Nagelscheren und Knipser können die Nagelplatte quetschen und feine Risse hervorrufen. Solche minimale Nagelverletzungen begünstigen Infektionen oder ungleiches Nachwachsen.

Aber auch das Feilen will gekonnt sein: So ist das Nagelende möglichst gerade einzukürzen, damit die Nagelränder nicht einwachsen. Das Nagelhäutchen darf nur vorsichtig zurückgeschoben werden. Am besten gelingt das nach einem Fußbad, das die die Haut aufweicht. Das Schneiden der Nagelhaut ist verboten, weil dabei Verletzungen und Nagelbettentzündungen drohen.

Um den Nagel gesund und geschmeidig zu halten, sollten im Anschluss nicht nur die Füße, sondern auch die Nägel regelmäßig eingecremt werden. Wer seinen Nägeln eine Kur gönnen möchte, kann zu pflegenden Nagellacken greifen. Diese versorgen den Nagel von außen z. B. mit Kieselerde, Chitosan und Schwefel und verbessern dadurch seine Elastizität und Festigkeit. Manche dieser pflegenden Lacke eignen sich zudem sehr gut als Unterlacke.

Hinweis: Desinfizieren Sie nach jeder Pediküre die verwendeten Hilfsmittel. So vermeiden Sie, dass Keime oder Pilze verschleppt werden.

Nagelstress vermeiden

Neben der Pflege gilt es, die Nägel möglichst wenig zu stressen. Lange Aufenthalte im Wasser weichen Haut und Nagel auf, die natürliche Hautbarriere wird durchlässig und Keime und Pilzen haben ein leichtes Spiel. Deshalb heißt es: Füße immer gut abtrocknen und eincremen. Wenn trockene Heizungsluft im Winter Haut und Nägel austrocknet, ist regelmäßiges Eincremen ebenfalls wichtig.Weiterer Stressfaktor sind drückende Schuhe. Druck auf die Nagelplatte führt zu winzigen Schädigungen und begünstigt das Eindringen von Nagelpilz.

Auch kosmetische Maßnahmen können dem Nagel schaden. Wer häufig lösungsmittelhaltigen Nagellackentferner verwendet, stresst damit die Nagelplatte und trocknet den Nagel aus. Aber auch acetonfreie Nagellackentferner enthalten aggressive Inhaltsstoffe. Außerdem muss man kräftiger rubbeln, um den Lack abzubekommen. Besser sollte man schon bei der Wahl des Nagellackes an das Entfernen denken. Hier lohnt sich der Griff zu Nagellacken auf Wasserbasis, die sich auch ohne Lösungsmittel gut entfernen lassen.

Tipp: Bei aktiven Kindern und im Sport — vor allem im Teamsport — kommt es schnell zu Nagelverletzungen. Beugen Sie vor, indem Sie die Nägel kurz halten. Opimaler Weise enden sie unterhalb der Zehenkuppe.

Mineralstoffmangel, Hormonmangel, Arzneimittel

Nicht nur äußere, auch innere Einflüsse setzen den Nägeln zu. Dazu zählen Erkrankungen wie etwa eine Schilddrüsenunterfunktion. Dann Ssnd die Nägel brüchig und splittern vom Rand her ab oder bilden sich gar längsfaserige Risse. In solchen Fällen ist der Gang in die Arztpraxis angeraten. Ärztlich abgeklärt werden sollte auch der Verdacht auf einen Nährstoffmangel. Für das Nagelwachstum besonders wichtig sind

  • B-Vitamine und Vitamin A
  • Zink
  • Folsäure
  • Eisen
  • Kalzium.

Stellt die Ärzt*in bei der Blutuntersuchung einen Mangel fest, helfen Nahrungsergänzungsmittel. In der Apotheke gibt es zahlreiche Präparate, die Mineral- und Nährstoffmängel ausgleichen.

Auch einige Medikamente können die Nägel schädigen. Dies trifft vor allem bei Krebsmedikamenten zu. Das liegt z. T. daran, dass die Wirkstoffe über die Nägel ausgeschieden bzw. darin gespeichert werden. In der Folge wachsen die Nägel weniger, werden brüchig und verfärben sich. Besonders häufig kommt dies vor bei Docetaxel (wird bei Brust- und Lungenkrebs eingesetzt) und Afatinib (zur Behandlung von Lungenkrebs). Solche Veränderungen am Nagel heilen meist nach dem Therapieende wieder ab.

Tipp: Lassen Sie sich beim Kauf von Nahrungsergänzungsmitteln und Vitaminen in der Apotheke beraten. Dann sind Sie sicher, dass Sie hochwertige und in der Dosierung angemessene Präparate erhalten.

Schreckgespenst Nagelpilz

Ein häufiger und leider auch hartnäckiger Grund für Nagelschäden ist der Nagelpilz. Dann sind die Nägel weißlich-gelblich bis braun verfärbt, oft auch brüchig oder verdickt. Besonders gern erwischt es die Großzehe und dort vor allem den vorderen und seitlichen Rand.Übertragen werden die Pilze durch infizierte Hautschüppchen, die sich von den erkrankten Bereichen lösen. Ansteckungsquellen sind somit direkter Hautkontakt, gemeinsam benutzte Handtücher und Fußböden in Saunen, Gemeinschaftsduschen oder Schwimmbädern.

Der Nagelpilz ist kein kosmetisches Problem, sondern muss immer behandelt werden. Denn der Pilzbefall sieht nicht nur unschön aus – er ist auch eine Eintrittpforte für bakterielle Entzündung der Haut. Leider ist die Therapie oft langwierig: Mehr als ein Jahr kann es bis zum vollständigen Abheilen dauern. Ob eine lokale Therapie reicht oder ob die Betroffene die Antipilzmittel auch schlucken muss (z. B. Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol), hängt vom Ausmaß des Befalls ab.

Zur lokalen Behandlung dienen z. B. Bifonazol, Amorolfin oder Ciclopirox. Als Salbe, Creme oder Gel werden sie täglich aufgetragen. Amorolfin und Ciclopirox sind auch als medizinische Lacke erhältlich und je nach Präparat einmal täglich bis zu einmal pro Woche auf den Nagel aufzutragen. Um die Wirksamkeit der Anti-Pilzmittel zu erhöhen, kann vorher der Nagel mit einer 40%igen Harnstoff-Zubereitung abgelöst werden.

Damit es zwischen Nagel und Fuß nicht zu einem Pilz-Ping-Pong kommt, sollten man gleichzeitig auch Fußsohlen und Zehenzwischenräume mit einer antimykotischen Creme behandeln. Bei jeder Fuß- und/oder Nagelpilztherapie sind Hygienemaßnahmen zu beachten. Dazu gehört, dass Handtücher und Strümpfe bei mindestens 60°C mit einem Vollwaschmittel gewaschen werden sollten. Niedrigere Temperaturen machen den Pilzsporen nämlich wenig aus. Als zusätzliche Maßnahme kann man Schuhe mit einem antimykotischen Spray auf Basis von Clotrimoxazol einsprühen.

Tipp: Für Menschen, die sich viel in Fußpilz-gefährdeten Arealen aufhalten, gibt es in der Apotheke ein Schutzspray für Füße und Nägel. Es bildet auf der Haut einen Film aus Copolymeren und wirkt wie eine unsichtbare Socke gegen Fußpilz.

Auch Schuppenflechte geht auf den Nagel

Manchmal greifen auch Erkrankungen der Haut auf den Nagel über. So leidet etwa jede zweite Patient*in mit Schuppenflechte (Psoriasis) unter Nagelproblemen. Typisch sind punktförmigen Einsenkungen der Nagelplatte (sog. Tüpfelnägel), gelblich-braune Verfärbungen oder Krümelnägel. Betroffen sind vor allem Patient*innen, deren Schuppenflechte auch auf die Gelenke übergegriffen hat. Da die Nagelveränderungen den Gelenkproblemen häufig vorausgehen, sind schon die kleinsten Auffälligkeiten der behandelnden Ärzt*in zu berichten.

Bei konsequenter Behandlung der Schuppenflechte bilden sich die Nagelveränderungen oft wieder zurück. Entscheidet sich die Ärzt*in für eine Lokaltherapie, kommen meist kortisonhaltige Cremes zum Einsatz, eventuell auch kombiniert mit Calcipotriol.

Tipp: Als Selbstmedikation kann die Patient*in ihre Nägel mit harnstoff-haltigem Nagellack aus der Apotheke behandeln. Dieser wird sechs Monate lang einmal täglich aufgetragen und glättet den Nagel. Eine andere Möglichkeit ist eine Nagelkur mit pflegenden Nagellacken, die z. B. Chitosan , Kieselerde und Schwefel enthalten. Auch solche Lacke sind in der Apotheke erhältlich.

Quelle: Dr. Claudia Bruhn, DAZ 2020, Nr. 26, S. 48

Autor / Rechte
22.05.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Was können Quinoa, Kokos & Co.?

Superfood unter der Lupe

Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext.

Acai-Beere — Wunder oder Gift?

Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.

  • Was steckt drin? Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.
  • Der Preis. Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.
  • Warnung. Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.
  • Heimische Alternativen. Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.
  • Bewertung. Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.

Chia-Samen — voll fetter Vorteile?

Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.

  • Was steckt drin? Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.
  • Der Preis. Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.
  • Warnung. Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.
  • Heimische Alternativen: Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.
  • Bewertung. Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden.

Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe?

Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.

  • Was steckt drin? In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.
  • Der Preis. Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.
  • Warnung. Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar® oder Coumadin®) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.
  • Heimische Alternativen. Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.
  • Bewertung. Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt.

Granatapfel — der Weg ins Paradies?

Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.

  • Was steckt drin? Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.
  • Der Preis. Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.
  • Warnung. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.
  • Heimische Alternativen. Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.
  • Bewertung. Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz.

Hanfsamen— nebenher ein bisschen high?

Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.

  • Was steckt drin? Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.
  • Der Preis. Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.
  • Warnung. Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.
  • Bewertung. Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten.

Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere?

Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.

  • Was steckt drin? Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.
  • Der Preis. Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.
  • Warnung. Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.
  • Heimische Alternativen. Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.
  • Bewertung. Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden.

Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei?

Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.

  • Was steckt drin? Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.
  • Der Preis. 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.
  • Heimische Alternativen. Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.
  • Warnung. In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.
  • Bewertung. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz.

Zeolith — nur teurer Schlamm?

Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.

  • Was steckt drin? Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.
  • Der Preis. Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.
  • Was sagt die Wissenschaft? Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.
  • Warnung. Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.
  • Alternativen. Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung.
  • Bewertung. Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen.

Und dann noch die Öko-Bilanz

Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten.

Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck.

Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen

Autor / Rechte
24.04.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Drake Apotheke

  • Jasmin Vojoud
  • Drakestr. 20, 12205 Berlin

  • 030/84 30 68 93