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Ratgeber

Was können Quinoa, Kokos & Co.?

Superfood unter der Lupe

Alle Monate wieder erscheint ein neues Wundermittel auf der Superfood-Bühne. Die Früchte, Samen oder Öle sollen entgiften, schlank machen, Haut und Haar verschönern sowie gegen Krebs helfen und Corona vorbeugen. Doch was ist dran an den Versprechen? Unser Ratgeber spricht Klartext.

Acai-Beere — Wunder oder Gift?

Die kleine, olivenähnliche Beere ist ein wahrer Tausendsassa. Ihre antioxidativen Wirkstoffe sollen Falten glätten, schlank machen, gegen Krebs und Endometriose helfen. Den endgültigen Siegeszug trat die Wunderbeere an, nachdem sie von Ophrah Winfrey im US-TV als Verjüngungsmittel gepriesen wurde. Geerntet wird die fettig und erdig schmeckende Beere in Südamerika, vertrieben zumeist als gefriergetrocknetes Pulver in Kapseln, Säften und Pürree.

  • Was steckt drin? Das Fruchtfleisch der Beere besteht zu fast 50% aus Fett, u.a. aus Linolsäure und Ölsäure. Ihr Zuckergehalt ist recht gering. Die propagierten Effekte werden einem hohen Gehalt antioxidativ wirkender Anthocyane zugeschrieben. Außerdem enthält die Beere die fettlöslichen Vitamine E und D und im Fruchtmark steckt Mangan.
  • Der Preis. Die Preise von Acai-Beeren-Zubereitungen variieren stark. 100 g Pulver kosten zwischen 5 und 12 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Durch den Verzehr üblicher Mengen werden laut Verbraucherzentrale keine ernährungsphysiologisch relevanten Mengen an antioxidativen Anthocyanen aufgenommen. Von der im Internet beschriebenen Wirkungen wie Gewichtsabnahme, sexuelle Stimulation, Heilung von Krankheiten oder Verjüngung ist keine einzige wissenschaftlich belegt.
  • Warnung. Verbraucherschützer*innen warnen vor Manganvergiftungen durch Acai-Beeren. Vor allem beim Verzehr von Acai-Säften kann der von der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde festgelegte Mangan-Grenzwert von 11 mg/Tag für Erwachsene schnell überschritten werden. Weil man die Acai-Beeren in den Herkunftsländern mit großen Dieselmotoren trocknet, sind sie außerdem oft mit Schadstoffen belastet.
  • Heimische Alternativen. Blaubeeren, Rotkohl, Schwarze Johannisbeeren und Holunderbeeren enthalten ebenso reichlich antioxidativ wirkende Anthocyane.
  • Bewertung. Aus gesundheitlicher Sicht sind Acai-Beeren auf dem Speiseplan entbehrlich. Sie können zudem ganz ohne die Gefahr einer zu hohen Manganaufnahme gut mit heimischen Früchten ersetzt werden.

Chia-Samen — voll fetter Vorteile?

Chia-Samen sind magische Energiespender — das behauptet zumindest das Internet. Ihr Gehalt an ungesättigten Fettsäuren soll außerdem den Blutdruck senken, das Herz-Kreislaufsystem stärken und Diabetes vorbeugen. Daneben wird eine Leistungssteigerung im Sport versprochen, als Zugabe winken gesunde Haut und schöne Haare. Durch ihr starkes Quellvermögen gelten Chia-Samen auch als Geheimwaffe beim Abnehmen. Chia ist sowohl in Backwaren und Müsli enthalten und wird auch direkt als Samen vertrieben.

  • Was steckt drin? Ein Drittel ist Fett (mit einem hohen Anteil gesunder Alpha-Linolensäure), weshalb Chiasamen mit einem Energiegehalt von 580 kcl/100 g sehr nahrhaft sind. Drei Viertel der Kohlenhydrate sind quellfähige Ballaststoffe (etwa 34 g/100 mg). Bei den Proteinen sind vier essenzielle Aminosäuren vertreten, außerdem bieten Chia-Samen hohe Anteile an Calcium, Magnesium,Eisen und B-Vitaminen.
  • Der Preis. Chia-Samen kosten im Internet etwa 5 bis 20 Euro pro Kilo, Chia-Öl zwischen 50 und 100 Euro pro Liter.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keine der im Internet beworbenen gesundheitlichen Wirkungen ist wissenschaftlich belegt. Aufgrund ihrer Quellwirkung soll die Zufuhr an Chia-Samen nicht mehr als 15 g, von Chia-Öl nicht mehr als 2 g/Tag betragen.
  • Warnung. Wer Chia-Samen verzehrt, muss reichlich Flüssigkeit dazu trinken! Ansonsten kann es durch die starke Quellwirkung zu gefährlichen Verstopfungen kommen. Auch beim Verzehr in Gebäck und Müsli ist daran zu denken, dass die empfohlene Menge von 15 g/Tag nicht überschritten werden darf. Reizdarmpatient*innen und solche, die unter starken Blähungen leiden, sollten ganz auf Chia-Samen verzichten.
  • Heimische Alternativen: Leinsamen bietet Ballaststoffe und reichlich gesunde Alpha-Linolensäure. Lein-, Raps- und Walnussöl sind Lieferanten der wichtigen Omega-3-Fettsäuren.
  • Bewertung. Laut DGE sind Nahrungsergänzungsmittel für die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren nicht erforderlich. Empfohlen werden 0,5% der täglichen Kalorienzufuhr, bei einem Erwachsenen etw 1,3 Alpha-Linolensäure — das ist ein Esslöffel Rapsöl. Was die Ballaststoffe betrifft: Hier empfiehlt die DGE 30g/Tag. 15 g Chiasamen decken davon nur 17% . Auf Chia-Samen kann deshalb ohne gesundheitliche Einbußen verzichtet werden.

Goji-Beeren — Zuckerbombe statt Vitamin-C-Bombe?

Der kleinen getrockneten Superbeere aus dem tibetischen Himalayagebiet wird eine wahre Fülle gesunder Inhaltsstoffen nachgesagt. Durch sie verspricht man sich eine Stärkung von Immunsystem und Muskelkraft. Das enthaltene Zeaxanthin soll zudem die Augen schützen und einer Makuladegeneration vorbeugen. Aufgrund antientzündlicher Wirkungen der Beeren werden sie bei Allergien, Asthma, Krebs und Autoimmunerkrankungen empfohlen.

  • Was steckt drin? In 100 g Beeren finden sich etwa 48 mg Vitamin C, 349 kcal, 46 g Zucker, 13 g Ballaststoffe, 190 mg Calcium und 6,8 mg Eisen. Der gepriesene Vitamin-C-Gehalt ist damit vergleichbar mit heimischen Früchten. Außerdem enthält die Goji-Beere Zeaxanthin, ein sauerstoffhaltiges Carotinoid.
  • Der Preis. Für in Deutschland angebaute Goji-Beeren muss man etwa 10 Euro pro 100 g berappen. Chinesische oder tibetische Goji-Beeren sind mit 10 bis 40 Euro pro Kilo billiger.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keine der bei der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde eingereichten Studien belegt die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen zur Goji-Beere.
  • Warnung. Die Inhaltsstoffe der Goji-Beeren scheinen mit Blutgerinnungshemmern vom Phenprocoumontyp (z. B. Marcumar® oder Coumadin®) zu interagieren. Bei Patient*innen, die regelmäßig solche Gerinnungshemmer einnehmen, drohen beim Verzehr von Goji-Beeren Blutungen. Zudem sind die aus China eingeführten Goji-Beeren oft mit Pestiziden, Schimmelgiften und Schwermetallen belastet. Für eine Mindestqualität sollte man bei chinesischen Erzeugnissen nur Produkte mit der Norm DIN EN ISO 9001 erwerben. Alternative dazu sind in Deutschland angebaute Goji-Beeren.
  • Heimische Alternativen. Die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen lässt sich durch den Verzehr heimischen Gemüses und Obstes besser bewerkstelligen: Sie enthalten vergleichbar viel Vitamin C bei geringerer Kalorienzufuhr und geringerem Zuckergehalt.
  • Bewertung. Unter ökologischen und gesundheitlichen Aspekten sind die aus Asien importierten Goji-Beeren verzichtbar. Der hohe Vitamin-C-Gehalt wird durch den hohen Zuckergehalt relativiert, das Gleiche gilt für den Eisen- und Kalziumgehalt.

Granatapfel — der Weg ins Paradies?

Schon im Mittelalter wurden Liebestränke aus der auch Paradiesapfel genannten Frucht gebraut. Heute erhofft man sich eher gesundheitlichen Nutzen: Sein hoher Gehalt an Polyphenolen soll dem oxidativen Stress im Körper ein Ende machen. Der ist zentraler Bestandteil vieler Erkrankungen, weshalb der Granatapfel und seine Inhaltsstoffe gegen Alzheimer, Krebs, Potenzstörungen und vieles mehr ins Feld geführt werden.

  • Was steckt drin? Pro 100 g essbaren Anteils bietet der Granatapfel 74 kcal, 14 g Zucker, 4 g Ballaststoffe und 1,7 bzw. 1,2 g Protein und Fett. Sein Gehalt an Mikronährstoffen und Vitamin C ist gering. Dagegen hat er ein breites Gemisch aus Polyphenolen mit antioxidativer Wirkung.
  • Der Preis. Ein Liter Granatapfelsaft kostet zwischen 5 und 60 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Wissenschaftliche Belege für die dem Granatapfel zugeschriebenen Wirkungen gibt es nicht. Einzig für eine sehr moderate Senkung eines erhöhten Blutdrucks gibt es Hinweise.
  • Warnung. Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, muss beim Verzehr von Granatapfelprodukten aufpassen: Die Inhaltsstoffe können zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen. Beispielsweise werden Sildenafil (Viagra®) und Blutgerinnungshemmer langsamer abgebaut und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.
  • Heimische Alternativen. Sekundäre Pflanzenstoffe mit antioxidativer Wirkung sind in heimischem Obst und Gemüse ausreichend vorhanden.
  • Bewertung. Wer den Preis nicht scheut, kann Granatapfelsaft auf seinen Speiseplan setzen. Er schadet nicht, hat aber auch keine gesundheitlichen Vorteile. Zu bedenken sind die Transportwege und die dadurch schlechte Ökobilanz.

Hanfsamen— nebenher ein bisschen high?

Hanfsamen kannte man früher als Vogelfutter. Heute preist man die kleinen, nussig schmeckenden Samenkörner des Nutz- und Industriehanfs als Abnehmhilfe und Jungbrunnen. Die Antioxidanzien sollen das Immunsystem stärken, die Zellen vor Entartung schützen, Arthritis, Diabetes und anderen Erkrankungen vorbeugen. Männern wird suggeriert, dass die Inhaltsstoffe die Bildung von Testosteron fördern. Eine berauschende Wirkung sollen Hanfsamen nicht entfalten.

  • Was steckt drin? Hanfsamen enthalten 30 bis 40% Fett (im gepressten Hanföl bis zu 80% mehrfach ungesättigte Fettsäuren), 30 bis 35% Kohlenhydrate und 20 bis 24% Eiweiß. Das Eiweiß ist sehr wertvoll, weil alle essenziellen Aminosäuren vertreten sind. Ungeschälte Hanfsamen besitzen einen hohen Anteil an Ballaststoffen.
  • Der Preis. Ein Kilo Hanfsamen kostet zwischen 8 und 40 Euro. Es gibt ihn wahlweise aus Deutschland, Österreich und Europa.
  • Was sagt die Wissenschaft? Keines der Heilsversprechen ist wissenschaftlich bewiesen.
  • Warnung. Hanfsamen enthalten von Natur aus kein berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC). Bei der Ernte können die Samen jedoch mit den THC-reichen Blättern oder Stengeln der Pflanze in Kontakt kommen und auf diese Weise messbare THC-Spuren aufweisen.
  • Bewertung. Hanfsamen und Hanföl sind vor allem für Fischmuffel eine gesunde Bereicherung des Ernährungsplans. Außerdem ist die Proteinzusammensetzung vorteilhaft und die Ballaststoffe unterstützen die Verdauung. Wer in puncto THC völlig auf Nummer sicher gehen möchte, kann allerdings ohne gesundheitliche Einbußen auf Hanfsamen verzichten.

Kokosöl und MCT-Öl — Wundermittel für Schwangere?

Kokosnussprodukte haben eine atemberaubende Karriere hingelegt: Die aus dem Fett der Kokosnuss gewonnenen MCT-Öle sollen die Pfunde purzeln lassen, gegen Bluthochdruck und Diabetes helfen sowie Leber und Gehirn schützen. Dem nativen Kokosöl sagt man antientzündliche und herzschützende Wirkungen nach. Daneben wird es als Geheimmittel für werdende Mütter propagiert. Es soll sie zu Schönheitsköniginnen machen, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Sodbrennen und Verstopfung vertreiben und nach der Geburt die Muttermilch zum Fließen bringen.

  • Was steckt drin? Kokosöl besteht zu 90% aus gesättigten Fettsäuren. Ein Teil davon sind MCT-Fette, das sind gesättigte mittelkettige Triglyceride (middle chain triglycerides). Sie kommen in Butter, Kokosöl oder Palmöl vor. MCT-Fette werden tatsächlich besser aufgenommen und ohne Gallensäuren direkt zur Leber transportiert als andere Fette. Deshalb sind sie bei Fettverdauungs- und Lymphabflussstörungen wie Morbus Crohn, Mukoviszidose und nach Dünndarmentfernung wichtige diätetische Lebensmittel.
  • Der Preis. Der Literpreis von MCT-Fetten liegt zwischen 20 und 50 Euro, der von Kokosöl zwischen 10 und 30 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? MCT-Fette haben 10% weniger Kalorien als andere Nahrungsfette. Dadurch führen sie zunächst zu einem schnelleren Sättigungsgefühl und kurzfristig (!) zu einer Gewichtsabnahme. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise für einen Langzeiteffekt, MCT-Fette sind deshalb für die Behandlung von Übergewicht nicht empfehlenswert. Auch für die anderen angepriesenen Gesundheitseffekte gibt es keine wissenschaftlichen Belege.
  • Warnung. Werden Nahrungsfette durch MCT-Fette ersetzt, drohen Unverträglichkeitsreaktionen wie Sodbrennen, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Bei Dauergebrauch kann es zu einem Mangel an essenziellen Fettsäuren und fettlöslichen Vitaminen kommen.
  • Heimische Alternativen. Für die regelmäßige Anwendung sind Raps-, Oliven- und Walnussöl die bessere Wahl.
  • Bewertung. Kokosöl wird mit seinem sehr hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren einer gesunden Ernährung nicht gerecht. Expert*innen empfehlen, es nur gelegentlich zu verwenden.

Quinoa und Amaranth — low carb und glutenfrei?

Bei den Inka und Azteken waren Quinoa und Amaranth sattmachende und kraftspendende Grundnahrungsmittel. Heute sollen die glutenfreien Wunderkörner gegen Depressionen helfen, Migräne und Krebs vorbeugen und den Alterungsprozess aufhalten. Daneben gelten sie als Spitzenkandidaten für eine glutenfreie Kost und Low-carb-Diäten. Gegessen werden die Samen wie Reis oder in Salat und Müsli; als Mehl gemischt mit Bindemittel lassen sich auch Backwaren daraus herstellen.

  • Was steckt drin? Die nahrhaften Samenkörner enthalten mit etwa 14 bis 15 g/100 g mehr Protein als Weizenmehl. Das Aminosäurespektrum ist wertvoll, alle essenziellen Aminosäuren sind enthalten. Amaranth enthält mehr Fett und mehr Ballaststoffe als Quinoa. Beide Körner haben viel Eisen in sich (etwa 8 mg/100 g), auch die anderen Mikronährstoffe sind gut vertreten. Der Kohlenhydratanteil pro 100 g liegt bei 56 g (Amaranth) und 62 g (Quinoa) und ist damit vergleichbar mit Weizen. Besonders wichtig ist auch, was nicht drin steckt: Quinoa und Amaranth enthalten kein Gluten.
  • Der Preis. 500 g Quinoa kosten etwa 5 Euro, 500 g Amaranth etwa 3 Euro.
  • Was sagt die Wissenschaft? Aufgrund des fehlenden Glutens sind Quinoa und Amaranth gute Lebensmittel bei Glutenunverträglichkeit. Die im Internet versprochen Heilwirkungen lassen sich allerdings nicht belegen.
  • Heimische Alternativen. Glutenfrei sind auch der heimische Buchweizen und die Hirse, beide haben auch einen ähnlichen Nährwertgehalt. Hirse punktet zudem als Toplieferant für Eisen.
  • Warnung. In den Randgebieten der Körner finden sich Saponine, Phytin, Tannine und Oxalsäure. Diese giftigen Substanzen sollen Fressfeinde und Pilze abhalten und wirken auch beim Menschen schädlich. Frisch geerntete Körner müssen deshalb geschält oder eingeweicht und dadurch entgiftet werden. Auch Erhitzen macht die Körner verträglicher. Für Kleinkinder sollten nur Produkte mit hoher Reinheit verwendet werden.
  • Bewertung. Quinoa und Amaranth sind wertvolle Pseudogetreide mit hoher Nährwertdichte. Vor allem für Veganer*innen und Vegetarier*innen ist der hohe Gehalt an Eisen, Zink und anderen Mikronährstoffen interessant. Low carb-Diäten unterstützen sie aufgrund ihres hohen Kohlenhydratanteils nicht. Bei glutenfreier Kost bereichern sie dagegen den Speisezettel. Dem gegenüber steht allerdings die problematische Ökobilanz.

Zeolith — nur teurer Schlamm?

Zeolith ist ein Vulkangesteinspulver und dient als Superfood für Allerlei. Es soll entgiften, das Abnehmen erleichtern, Radioaktivität aufsaugen, gegen Corona-Viren vorbeugen und bei Krebs helfen. Diese Fülle an segensreichen Eigenschaften verdankt die kristalline Aluminium-Silikat-Verbindung seinem mikroporösen Gerüst. Die große innere Oberfläche saugt Stoffe auf wie ein Schwamm. In Industrie und Haushalt absorbieren Zeolithe Feuchtigkeit und Gerüche. Im Menschen sollen sie im Darm gefährliche Stoffe binden und ausleiten.

  • Was steckt drin? Das Geheimnis der Zeolithe ist ihre große innere Oberfläche. Damit binden sie — wie Aktivkohle oder Heilerde — Stoffe im Darm. Außerdem enthalten Zeolithe Aluminium.
  • Der Preis. Zeolithe sind für 15 bis 250 Euro pro Kilogramm im Internet zu haben.
  • Was sagt die Wissenschaft? Zeolithe unterstützen weder das Immunsystem noch eine Krebstherapie. Sie entgiften nicht, schützen nicht vor Radioaktivität und Elektrosmog und verzögern den Alterungsprozess nicht. Die Behauptung zu gesundheitlichen Effekten sind in keiner Weise wissenschaftlich belegt.
  • Warnung. Nimmt man Zeolith-Pulver auf Dauer ein, droht die Wirkungsminderung von gleichzeitig eingenommenen Arzneimitteln.
  • Alternativen. Mit Heilerde und Aktivkohle stehen geprüfte Substanzen zur kurzfristigen Anwendung zur Verfügung.
  • Bewertung. Zeolithe bieten keinen Vorteil. Ob ihr Gehalt an Aluminium ein Gefährdungspotenzial beinhaltet, bedarf weiterer Untersuchungen.

Und dann noch die Öko-Bilanz

Die meistenHeilsversprechen kann das sogenannte „Super-Food“ nicht halten. Zu bedenken sind auch Nachteile, die oft erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. So werden die Böden in den fernen Anbauländern oft mit Herbiziden behandelt, die in Europa gar nicht mehr erlaubt sind. In der Folge sind die Produkte oft mit Pestiziden belastet. Daneben tummeln sich in Samen häufig Schimmelpilzgifte, Chia-Samen behandelt man auch gerne mit Pflanzenhormonen, um ein synchrones Auskeimen zu gewährleisten.

Auch in den Anbauländern selbst hat unser Superfood-Hype gravierende Folgen: Für Monokulturen werden große Flächen Regenwald abgeholzt, zudem bringen Monokulturen die heimische Landwirtschaft aus dem Gleichgewicht und fördern das Artensterben. Für die Bevölkerung werden die traditionsreichen Produkte wie z. B. Quinoa zu teuer, sie sind auf teure minderwertige eingeführte Waren angewiesen. Und nicht zuletzt verursachen die langen Transportwege rund um den Globus einen nicht zu vernachlässigenden CO2-Fußabdruck.

Quelle: Reinhild Berger, daz.online, Superfood Beratungswissen

Autor / Rechte
24.04.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Mutter und Kind perfekt versorgt

Mit Vitaminen und Nährstoffen

Schwangere können sich meist gar nicht retten vor gutgemeinten Ernährungstipps.Vor allem die ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mikronährstoffen ist immer wieder ein Thema. Doch was brauchen Mütter und ihr Ungeborenes wirklich? Worauf kann verzichtet werden, und was ist möglicherweise sogar gefährlich? Unser Ratgeber spricht Klartext.

Nicht für Zwei essen

Zum Wohl ihres Kindes pflegen die allermeisten werdenden Mütter einen gesunden Lebensstil. Auch wenn es schwerfällt, verzichten sie während der Schwangerschaft etwa auf Alkohol und Zigaretten. Denn dass Rauchen und Trinken das Ungeborene schwer schädigen, ist inzwischen allgemein bekannt.

Doch auch die Ernährung und das Gewicht der Schwangeren beeinflussen die Entwicklung des Ungeborenen. Am besten ist es, wenn die Mutter schon zu Beginn der Schwangerschaft normalgewichtig ist. Denn sowohl zu viele als auch zu wenige Pfunde sind ungünstig:

  • Untergewicht erhöht das Risiko für Früh- und Fehlgeburten und für ein zu niedriges Geburtsgewicht.
  • Bei Übergewicht drohen Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck und ein erhöhtes Risiko für Komplikationen bei der Geburt. Auch die Kinder leiden unter dem Übergewicht ihrer Mutter. Die meisten kommen mit einem erhöhten Geburtsgewicht auf die Welt, außerdem haben sie ein erhöhtes Risiko, im Verlauf ihres Lebens selbst übergewichtig zu werden.

Deshalb gilt: Gewicht kontrollieren. Denn auch wenn im Bauch ein Kind heranwächst, müssen Schwangere nicht „für Zwei“ essen. So erhöht sich der Kalorienbedarf im zweiten Trimester nur um 250 kcal, im dritten um etwa 500 kcal (500 kcal sind etwa eine Tafel Schokolade). Und das auch nur, wenn sich die Schwangere weiterhin genauso viel bewegt wie zuvor.

Anders sieht das bei den Mikronährstoffen aus. Hier steigt der Bedarf zum Teil stark an. Trotzdem reicht in den meisten Fällen eine ausgewogene Ernährung für die ausreichende Zufuhr. Doch es gibt Ausnahmen: Folsäure und Jod sollen alle Schwangeren extra einnehmen. Und in Einzelfällen sind nach ärztlichem Rat auch Eisen oder Vitamin D erforderlich.

Hinweis: Bei normalgewichtigen Frauen soll die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft etwa 10 bis 16 kg betragen. Wie viel Pfunde untergewichtige und übergewichtige Frauen zulegen sollen oder dürfen, muss individuell mit der behandelnden Ärzt*in geklärt werden.

Folat und Folsäure fürs Gehirn Zu den wichtigsten Mikronährstoffen für Schwangere gehört Vitamin B9, das Folat (in synthetisch hergestellter Form auch Folsäure genannt). Folat wird vom Menschen nicht selbst gebildet und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. Der bioaktive Wirkstoff ist Methyltetrahydrofolat (5-MTHF). Es kommt in geringen Mengen schon fertig in der Nahrung vor, zum größeren Teil wird es im Darm aus verschiedenen natürlichen Folat-Verbindungen umgewandelt. Auch die synthetisch hergestellte Folsäure muss im Körper erst aktiviert werden: Dies geschieht jedoch in der Leber.

Ein Folatmangel (umgangssprachlich auch Folsäuremangel) in der Schwangerschaft hat schwerwiegende Folgen für das Kind. Besonders gefürchtet sind Neuralrohrdefekte wie die Spina bifida (offener Rücken) und die Anenzephalie (offene Schädeldecke mit dem Fehlen von Gehirnanteilen in unterschiedlicher Ausprägung), aber auch die Kiefer-Gaumen-Spalte.

Der Bedarf an Folat steigt mit dem ersten Tag der Schwangerschaft um 83%. Der Grundbedarf von Erwachsenen beträgt 300 µg Folat-Äquivalente und steigt bei Schwangeren auf 550 µg/Tag. (1 µg Folat-Äquivalent entspricht etwa 1 µg Nahrungsfolat und 0,5 µg synthetischer Folsäure). Diese Mengen sind mit der Nahrung oft nicht zuverlässig zu decken, weshalb eine Folsäure-Supplementierung empfohlen wird.

Doch nicht nur die Menge, auch der Zeitpunkt der Folsäuresupplementierung ist von Bedeutung. Das Neuralrohr des Kindes wird zwischen dem 19. und 28. Entwicklungstag ausgebildet. Damit in dieser sensiblen Zeit ausreichend Folat im mütterlichen Organismus vorhanden ist, empfehlen die Fachgesellschaften neben einer folatreichen Ernährung zur Deckung des Grundbedarfs folgendes Vorgehen:

Mindestens vier Wochen vor einer möglichen Empfängnis den Grundbedarf von 300 µg Folat-Äquivalenten über eine folatreiche Ernährung decken. Zusätzlich zum Schutz vor Neuralrohrdefekten 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat einnehmen.

  • Im ersten Schwangerschaftsdrittel erhöht sich der Folatbedarf. Die empfohlenen 550 µg Folat-Äquivalente können gezielt durch eine folatreiche Ernährung gedeckt werden. Zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten sollten über das erste Schwangerschaftsdrittel hinweg weiter täglich 400 µg Folsäure als synthetisches Präparat eingenommen werden.
  • Ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel kann eine gezielte Folat-Zufuhr über die Ernährung ausreichen, gefordert sind weiterhin 550 µg Folat-Äquivalente.
  • Für Stillende werden 450 µg Folat-Äquivalente täglich empfohlen. Mit folatreichen Nahrungsmitteln lässt sich dies ebenfalls erreichen.

Hinweis: Besonders reich an Folat-Äquivalenten sind Hülsenfrüchte, Kohl, grünes Blattgemüse, Camembert, Ei und Vollkornbrot. Wichtig beim Gemüse: Nur dünsten und nicht zu lange warmhalten, um die darin enthaltenen Mikronährstoffe nicht zu zerstören.

Jod: nicht zuviel und nicht zuwenig

Jod ist unentbehrlich für die Bildung von Schilddrüsenhormonen, und diese wiederum sind unentbehrlich für die gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes. Ein Jodmangel in der Schwangerschaft zieht deshalb schwere Folgen nach sich: Sowohl die geistige Entwicklung als auch das körperliche Wachstum sind vermindert. Dieses Phänomen nennt sich Kretinismus und war früher gehäuft in jodarmen Gebirgsregionen zu beobachten.Zuviel an Jod ist aber auch nicht gesund, weil dadurch die Schilddrüse stimuliert wird und eine Schilddrüsenüberfunktion droht.

Deutschland gilt als Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Für eine ausreichende Jodzufuhr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) jodiertes Speisesalz und den Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie Meeresfisch. Das gilt auch für Schwangere. Ihr Jodbedarf ist allerdings noch höher als der von Nicht-Schwangeren. Sie sollen deshalb auch bei ausgewogener Ernährung 100 bis 150 µg Jod/Tag als Supplement einnehmen. Bei Schwangeren, die an der Schilddrüse erkrankt sind, muss die Jodaufnahme mit der behandelnden Ärzt*in abgesprochen werden.

Hinweis: Auch Algen sind reich an Jod. Trotzdem sollten Schwangere auf sie verzichten, denn ihr Jodgehalt ist stark schwankend. Außerdem sind Algen häufig mit Arsen verunreinigt.

Ein heißes Eisen …

Ob Schwangere zusätzlich Eisen benötigen, ist umstritten. Zwar muss das Kind zusätzlich damit versorgt werden und durch die schwangerschaftsbedingt erhöhte Zahl an roten Blutkörperchen steigt auch der Bedarf der Mutter. Andererseits fehlt die Menstruation, es geht also kein Blut verloren. Ein Eisenmangel erhöht das Risiko für Frühgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass eine zu hohe Eisenzufuhr die gleichen negativen Auswirkungen hat. Die Empfehlung für Deutschland heißt deshalb: Während der Schwangerschaftsvorsorge regelmäßig den Hämoglobinwert kontrollieren und nur bei Eisenmangel Eisen zuführen.

Tipp: Die Aufnahme von Eisen lässt sich durch den gleichzeitigen Konsum von Vitamin-C-reichen Lebensmitteln verbessern, weil Vitamin C pflanzliches 3-wertiges Eisen in zweiwertiges umwandelt und so besser verfügbar macht.

Die Sorge um das Sehvermögen

Die Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung von Gehirn und Sehfunktion wichtig. Schwangere, die nicht regelmäßig fetten Meeresfisch essen, sollten nach Empfehlung 200 mg DHA/Tag zuführen. Auch Vitamin A spielt eine große Rolle bei der Entwicklung des Auges. In Industrieländern ist allerdings eine Unterversorgung selten, im Gegenteil: Hier ist die übermäßige Aufnahme problematisch. Denn Vitamin A ist in den ersten 2 Monaten nach Empfängnis fruchtschädigend, Tagesdosen von von > 10 000 IE erhöhen das Risiko für schwere Missbildungen. Die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin A wird deshalb in der Schwangerschaft nicht empfohlen, stattdessen jedoch eine ausgewogene Ernährung mit Karotten, Milchprodukten, Eiern, grünem Gemüse und Tomaten.

Hinweis: Leber enthält durch Zufütterung der Tiere pro 100 g durchschnittlich 13-39 mg Vitamin A, entsprechend 44.000-130.000 IE. Kalbsleber ist mit bis zu 128 mg (entspr. 420.000 IE) pro 100 g besonders belastet. Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist deshalb auf den Verzehr von Leber, Leberwurst und Leberpastete zu verzichten.

Vitamin D

Vitamin D wird sowohl von außen über die Nahrung zugeführt als auch vom Körper mit Hilfe von Sonnenlicht selbst gebildet. Beim Ungeborenen fördert Vitamin D die Reifung der Knochen und ist unentbehrlich für Muskelkontraktionen und Nervenleitung. Bei einem Vitamin-D-Mangel drohen Störungen des Knochenbaus und Lungenerkrankungen. 800 IE Vitamin D gelten als Versorgungsempfehlung, allerdings nur bei Frauen, die keinerlei eigene Synthese haben, z. B. Frauen, die sich vornehmlich drinnen aufhalten und /oder Vollverschleierung tragen.

Die Zufuhr von Vitamin D ist nicht unproblematisch. Da es fettlöslich ist, kann es bei einer Überdosierung nicht so leicht ausgeschieden werden. Ärzt*innen empfehlen deshalb die Vitamin-D-Substitution nur bei nachgewiesenem Mangel.

Ohne Fleisch und ohne Käse …

Schwangere Vegetarierinnen und Veganerinnen sollten sich intensiv mit ihrer behandelnden Ärzt*in über eine eventuell erforderliche Zufuhr von Mikronährstoffen beraten. Besonders die Versorgung mit Vitamin B12, DHA, Zink, Proteinen, Kalzium und Jod kann aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten kritisch werden. Einem Eisenmangel lässt sich durch den bewussten Verzehr von Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten entgegengewirken. Besteht bereits ein Eisenmangel, muss Eisen zusätzlich eingenommen werden.

Quelle: Sabine Fischer, DAZ 2020, 31, S. 40; Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert, www. Dge.de, abgerufen am 18.02.2021

Autor / Rechte
23.03.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Starke Waffen gegen Aphthen

Von Schutzgel bis Schwefelsäure

Sie brennen höllisch und machen Essen und Trinken zur Qual: Mundbläschen oder auch „Aphthen“. Sie sind zwar meist harmlos, aber hartnäckig. Abhilfe schaffen Präparate aus der Apotheke, die die Aphthen betäuben, bedecken oder auch verätzen. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wann welche Präparate sinnvoll sind und wie Sie diese richtig anwenden.

Was sind Aphthen und wo sitzen sie?

Aphthen sind runde bis ovale Läsionen, die in der Mundschleimhaut sitzen. Sie können überall im Mund vorkommen, an der Wangenschleimhaut, an der Zunge, am Zahnfleisch oder der Innenseite der Lippen. Erst kribbeln sie, dann werden sie zu kleinen Geschwüren und brennen höllisch, wenn sie mit Essen, Getränken oder der Zahnbürste in Kontakt kommen. Man unterscheidet drei Formen:

  • Minor-Aphthen sind am häufigsten. Ihr Durchmesser beträgt etwa 2—3 mm, selten werden sie bis zu 10 mm groß. Sie kommen einzeln oder in kleinen Gruppen bis zu 4 Aphten vor und heilen nach bis zu 10 Tagen narbenfrei ab.
  • Major-Aphthen sind seltener, sie reichen tiefer ins Gewebe und können bis zu 3 cm groß werden. Deshalb brauchen sie auch mehrere Wochen, bis sie abgeheilt sind. Oft bleiben kleine Narben zurück.
  • Herpetiforme Aphthen sind winzig und tauchen in großer Anzahl auf. Bis zu 100 stecknadelkopfgroße Bläschen können dann den gesamten Mundraum belagern. Sie heilen nach sieben bis 10 Tagen wieder ab.

Abzugrenzen sind diese quälenden, aber harmlosen Aphthen von „aphthoiden Läsionen“. Diese sind Symptome ernsthafter Erkrankungen. So kommen sie beispielsweise im Rahmen entzündlicher Darmerkrankungen, bei HIV-Infektionen oder der Hand-Fuß-Mund-Krankheit vor. Außerdem sehen auch Vorläuferstufen des Mundhöhlenkarzinoms manchmal ähnlich aus wie Aphten. Ein Arztbesuch ist deswegen ratsam, wenn

  • die Aphthen häufig an der gleichen Stelle auftreten
  • ähnliche Bläschen an anderen Stellen des Körpers auftauchen
  • Sie unter mehr als 3 „Aphthen-Attacken“ im Jahr leiden
  • weitere Beschwerden wie Fieber, geschwollene Lymphknoten oder Magen-Darm-Beschwerden hinzukommen.

Hinweis: Mundbläschen oder Aphthen, die nach zwei Wochen nicht abgeheilt sind, müssen immer in einer Arztpraxis abgeklärt werden.

Wo kommen die Dinger her?

Aphthen haben manchmal ganz einfache Ursachen. Zum Beispiel mechanische Reizungen durch schlecht sitzende Zahnspangen oder Gebisse, scharfe Kronen oder Kanten von Zahnfüllungen. Auch kleine Verletzungen der Mundschleimhaut wie bei versehentlichem Wangenbeißen können offenbar Aphthen auslösen. Das gleiche gilt für zu langen Kontakt der Schleimhaut mit bestimmten Medikamenten, zum Beispiel Bisphosphonaten oder Acetylsalicalysäure. Häufig sind die Ursachen jedoch unklar. Diskutiert werden dabei

  • genetische Faktoren, weil die Mundbläschen in manchen Familien gehäuft auftreten
  • hormonelle Faktoren, weil Aphten häufiger bei Frauen vorkommen
  • Vitaminmangel, Nahrungsmittelallergien und Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten (z. B. gegen Histamin)
  • Mundtrockenheit, wie beispielsweise beim Sjögren-Syndrom.

Hinweis: Das in Zahnpasta häufig vorhandene Tensid Natriumlaurylsulfat (SLS) soll Aphthen triggern. Im Gegensatz dazu verkürzte in einer Studie das Zähneputzen mit Natriumlaurylsulfat-freier Zahnpasta die Dauer der Abheilung und verringerte die Schmerzen. SLS-freie Zahnpasten sind beispielsweise meridol®Zahnpasta oder elmex Zahnpasta mit Aminfluorid.

Es brennt — und nun?

Um die Mundschleimhaut nicht weiter zu reizen, steht eine Diät an: Günstig sind weiche, lauwarme Speisen wie Pudding oder Kartoffelpüree. Auch Eis tut gut — schon die Kälte wirkt schmerzlindernd. Vermeiden sollte man scharfe, saure und stark gewürzte Speisen sowie kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol.

Um ein sauberes Wundmilieu zu schaffen, sollte man nach dem Essen den Mund auszuspülen, um eventuelle Essensreste zu entfernen. Gut geeignet ist ein Salbeitee aus frischen Salbeiblättern (abkühlen lassen!) oder eine Mundspüllösung aus der Apotheke (zum Beispiel Wala® Mundbalsam flüssig oder Tantum® verde).

Hinweis: Kinder sollten nur dann Mundspülungen verwenden, wenn sie die Flüssigkeit auch wieder kontrolliert ausspucken können.

Schmerzen betäuben, Wundheilung fördern — oder beides?

Zur Behandlung der lästigen Aphthen steht eine Vielzahl von Präparaten zur Verfügung. Einige betäuben den Schmerz, andere fördern die Wundheilung, wieder andere verätzen sie sofort.

  • Betäubung mit Lokalanästhetika. Betäubende Lokalanästheika werden meist als Gel, gepinselt oder als Salbe direkt auf die Aphte aufgebracht. Vor dem Essen aufgetragen lindern sie die Schmerzen während des Kauens. Typische betäubende Wirkstoffe sind Lidocain (zum Beispiel Kamistad® Gel oder Parodontal® Mundsalbe sowie Infectogingi®, das auch für Säuglinge geignet ist), Lauromacrogol (zum Beispiel Recessan 30 mg/ml Salbe oder Solcoseryl®akut Salbe) oder Benzocain (zum Beispiel Anaesthesin® Pastillen). Wer zusätzlich die Abheilung der Aphthe fördern möchte, kann zu Benzydamin greifen. Dieser Indazol-Abkömmling hat sowohl betäubende als auch entzündungshemmende Effekte. Es gibt ihn als Spray zur punktgenauen Applikation, als Lösung zur Herstellung einer Mundspülung und als Lutschtabletten. Difflam® Spray und Tantum Verde® Spray dürfen auch im Kindesalter angewendet werden. Tantum Verde® Lutschtabletten sind für Kinder ab 6 Jahren, die Tantum Verde® Lösung zur Mundspülung erst ab 12 erlaubt.

  • Entzündungshemmende Wirkstoffe. Diese Wirkstoffe helfen bei der Abheilung, die Schmerzen lindern sie jedoch kaum. Pflanzenfreunde können dafür auf eine Mundspülung mit Kamillenblüten zurückgreifen. Aus 10 g Teedroge auf 100 ml Wasser lässt sich ein konzentrierter Aufguss für die Mundspülung selbst herstellen. Als Fertigpräparat eignet sich für Jugendlich ab 12 und Erwachsene das alkoholhaltige Kamillosan® Mund- und Rachenspray oder eine Spülung mit Kamillosan®-Konzentrat (5 ml auf 100 ml Wasser). Ebenfalls fördernd für die Wundheilung ist Dexpanthenol. Als Lösung (zum Beispiel Bepanthen® Lösung) kann es als Mundspülung oder zum Einpinseln verwendet werden und ist auch ohne Einschränkung für Schwangere und Stillende zugelassen. Ähnlich soll auch Hyaluronsäuren wirken, hier stehen Lösungen und Gele zur Verfügung (zum Beispiel Aftamed® Mundgel oder Gengigel®Wundheilungsgel). Wichtig: Alle diese Wirkstoffe müssen nach dem Essen oder Zähneputzen aufgebracht werden und in der ersten halben Stunde sollte nichts gegessen oder getrunken werden.

Adstringenzien. Sie hemmen die Entzündung und Sekretion und tragen dadurch zur schnellen Wundheilung bei. Man verwendet sie als Mundspülung oder trägt sie mit dem Pinsel auf die Läsionen auf. Manche schmecken unangenehm, andere färben Textilien. Es empfiehlt deshalb, vor der Anwendung den Beipackzettel zu lesen. Die Präparate beinhalten zum Beispiel Aluminiumchlorid, Myrrhen-Extrakte, Rhabarberwurzel-Extrakte, Ratanhiawurzel-Extrakte und Pfefferminzöl. Beispiele sind Gargarisma zum Gurgeln, Mallebrin® Konzentrat zumGurgeln, Echtrosept® Mundspülung, Pyralvex® Lösung oder Salviathymol®N Madaus. Für Schwangere, Stillende und Kinder unter 12 Jahren werden Adstringenzien nicht empfohlen.

  • Schutzfilme. Relativ neu auf dem Markt sind Gele, die das Mundbläschen bedecken und es so vor schmerzlicher Reibung mit Nahrungsmitteln schützen. Man trägt sie mit einem Wattestäbchen, einem speziellen Applikator oder als Spray direkt auf. Beispiele sind Aphtofix® Aphten-Creme, Bloxaphte® oral care Mundgel oder Mundspray oder Urgo Aphten Lösung. Manche dieser Präparate enthalten auch zusätzlich Myrrhe (zum Beispiel Legased® natur oder Oroben Aftagen Mundspülung bzw. Gel).
  • Schwefelsäure. Für besonders tapfere Kandidaten gibt es noch eine weitere Art, gegen Aphthen vorzugehen: Die Verätzung mit Schwefelsäure. Das Präparat Oralmedic® enthält einen Wirkstoffkomplex aus Sulfonsäure und Schwefelsäure, der über ein spezielles Wattestäbchen direkt auf die Aphthe gegeben wird. Das ist zwar sehr schmerzhaft, aber effektiv. Es bildet sich ein Wundschorf, der für eine schnelle Abheilung sorgt.
  • Kortison. Wenn antiseptische und/oder betäubende Maßnahmen nicht ausreichen, kommt Kortison ins Spiel. Betroffene über 16 Jahren können — nach Rücksprache mit der Ärzt*in — niedrig dosierte Triamciolon-Hafttabletten(zum Beispiel Aftab® Hafttabletten) rezeptfrei in der Apotheke erwerben. Zweimal täglich dürfen die Kortisontabletten auf die Aphthe aufgebracht werden. Dazu befeuchtet man den Finger, nimmt die Tablette an der orangen, wirkstoffreien Seite auf und drückt sie auf das Bläschen. Dadurch bildet sich ein gelartiger Film, der das schmerzlindernde und entzündungshemmende Kortison freisetzt.

Laser & Co. für schwere Fälle

In schweren Fällen, bei denen die oben genannten Maßnahmen nichts ausrichten können, muss ärztlich eingegriffen werden. Verordnet werden beispielsweise Mundspülungen oder Pinselungen mit Lösungen, die Antibiotika wie Tetrazyklin oder Minocyclin enthalten. Auch Aminosalicyl-Cremes können Größe und Schmerz von Aphthen lindern. Lasern stoppt den Schmerz sofort, wobei die Wirkung 4 bis 7 Tage lang anhält.

Bleiben die Aphthen unbeherrschbar, kommt auch eine systemische Therapie, d. h. eine Therapie über den Blutweg mit oral einzunehmenden Arzneimitteln zum Einsatz. In Einzeltherapie oder kombiniert werden dazu Kortisone, Colchizin, Pentoxifyllin und Immunsuppressiva wie Interferon-alpha verwendet. Aufgrund der nicht unerheblichen Nebenwirkungen sind diese Therapieregimes therapieresistenten oder besonders ausgeprägten Fälle vorbehalten.

Sabine Werner, DAZ 2020; 44: 44; Andreas Altenburg et al, Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 665-73

Autor / Rechte
20.02.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

Was hilft durch die Wechseljahre?

Hormone, Soja, Sport oder Yoga

Die Wechseljahre verlaufen höchst unterschiedlich: Einige Frauen merken kaum etwas davon, andere leiden so stark unter Hitzewallungen und anderen Beschwerden, dass eine Behandlung erforderlich ist. Das Angebot dafür ist breit und reicht von Hormonen über Pflanzenmedizin bis hin zu Akupunktur und Psychotherapie. Lesen Sie hier, was im konkreten Fall hilft.

Prä, Post oder Peri?

Die Wechseljahre (oder auch das Klimakterium) bezeichnen den Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Phase im Leben einer Frau. Sie sind geprägt von hormonellen Umstellungen und werden in drei Abschnitte eingeteilt:

  • Irgendwann zwischen 40 und 45 beginnen die Eierstöcke, weniger Hormone zu produzieren. Zuerst sinkt das Gelbkörperhormon (Progesteron), etwas später das Östrogen. Die Regelblutungen werden meist unregelmäßig und die Fruchtbarkeit nimmt ab, die ersten Wechseljahrsbeschwerden treten auf. Diese Phase wird als Prämenopause bezeichnet.
  • Zwischen 49 und 55 Jahren hören die Regelblutungen dann ganz auf: Es kommt zur letzten eierstockgesteuerten Blutung, der sogenannten „Menopause“. Die Monate davor und die ersten 12 Monate nach dieser Blutung ist der Zeitraum der Perimenopause.
  • Danach tritt die Frau in die Postmenopause ein. In dieser Zeit sind die Wechseljahrsbeschwerden oft am stärksten, sie halten je nach Frau bis zu 7 Jahren an. Die Postmenopause dauert etwa 10 bis 15 Jahre, mit 65 Jahren schließt sich dann das Senium an.

Hinweis: Im Allgemeinen werden mit dem Begriff „Wechseljahre“ die Perimenopause und die ersten Jahre der Postmenopause bezeichnet.

Beschwerden weisen den Weg

Neben unregelmäßigen Blutungen sind vor allem vasomotorische Beschwerden typisch für die Wechseljahre. Darunter versteht man Hitzewallungen mit plötzlicher vermehrter Hautrötung, starkem Wärmegefühl und Schweißausbrüchen. Diese Beschwerden können sehr belastend sein: Manche Frauen fühlen sich durch die plötzlich auftretenden, von außen sichtbaren Hitzewellen vor allem im Berufsleben eingeschränkt. Andere leiden unter so starken nächtlichen Schweißausbrüchen, dass mehrmals nachts die Bettwäsche gewechselt werden muss.

Weitere typische Beschwerden sind:

  • vorübergehendes Herzklopfen, Beklemmungsgefühl
  • Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit
  • Libidoverlust
  • urogenitale Probleme wie Scheidentrockenheit, Blasenschwäche oder vermehrte Harnwegsinfekte
  • vorübergehender vermehrter Haarausfall, vermehrter Haarwuchs im Gesicht (durch relativen Überschuss des männlichen Sexualhormons Testosteron)
  • langfristig Osteoporose, Rücken- und Gelenkschmerzen.

Bei Frauen über 45 wird die Menopause anhand der genannten Beschwerden diagnostiziert. Die Bestimmung der Hormonspiegel ist meist überflüssig und aufgrund der häufigen Schwankungen wenig aussagekräftig. Werden Hormone bestimmt, sind niedrige Spiegel von Östrogen und Progesteron, normale Testosteronspiegel und erhöhte FSH- oder LH-Werte typisch.

Bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Beschwerden ist die Messung der Hormonspiegel erforderlich, um ein verfrühtes Erlöschen der Eierstockfunktion zu erkennen. Zu den sogenannten „vorzeitigen Wechseljahren“ kommt es zum Beispiel anlagebedingt, bei Autoimmunerkrankungen, durch Strahlen- oder Chemotherapie oder nach Entfernung der Eierstöcke (zum Beispiel wegen Eierstockkrebs oder Endometriose).

Hinweis: Auch starkes Rauchen führt dazu, dass die Wechseljahre früher beginnen. Ursache ist die allgemeine Gefäßschädigung, die auch zu einer schlechteren Durchblutung der Eierstöcke führt.

Was tun gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche?

Bei einem Drittel der Frauen sind die Beschwerden während der Wechseljahre so stark, dass eine Behandlung nötig ist. Dafür werden die verschiedensten Präparate und Verfahren empfohlen, deren therapeutischer Nutzen sich stark unterscheidet. Am effektivsten wirken Östrogene. Allein oder in Kombination mit Gestagenen reduzieren sie die Häufigkeit der Hitzewallungen um 75%.

Inzwischen weiß man jedoch, dass die früher so häufig und teils auch unkritisch eingesetzte Hormonersatztherapie (HRT) viele Gefahren hat. Je nachdem, welche Hormone und in welcher Art und Dauer sie verabreicht werden, erhöht sich bei Einnahme das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs, Brustkrebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Gallenblasenerkrankungen. Aus diesem Grund wird die HRT nur bei Frauen mit erheblichen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen (sowie bei jüngeren Frauen, deren Eierstockfunktion aus oben genannten Gründen frühzeitig erloschen ist), und nur wenn alle andere Therapieoptionen ausgeschöpft sind. Dabei ist immer kritisch zu hinterfragen, ob der damit einhergehende Nutzen die doch erheblichen Risiken aufwiegt.

Die HRT ist zudem eine höchst individuelle Angelegenheit: Hormonpräparat, Dosis, Dauer und Art der Verabreichung müssen für jede Patientin maßgeschneidert ausgewählt werden, oft sind in den ersten Monaten auch Anpassungen notwendig. Dabei ist die Hormontherapie keine Dauertherapie, sondern aufgrund der genannten Risiken so früh wie möglich wieder abzusetzen.

Hinweis: Die orale Hormongabe ist kontraindiziert bei hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Brustkrebs. Ferner wird sie nicht empfohlen bei starkem Übergewicht, regelmäßigem Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen, da diese Faktoren ebenfalls das Brustkrebsrisiko erhöhen.

Hormontherapie — das sollte man wissen

Monotherapie oder Kombinationstherapie? Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. Dadurch steigt das Risiko, einen Gebärmutterschleimhautkrebs zu entwickeln. Um dieses Risiko zu verringern, verordnet man Östrogene in Kombination mit Gestagen (Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie). Frauen, die keine Gebärmutter mehr haben, können auch ausschließlich Östrogene einnehmen (Östrogen-Monotherapie).

Tablette oder Scheidenzäpfchen? Das hängt davon ab, welche Beschwerden behandelt werden sollen. Um Hitzewallungen und Schweißausbrüche einzudämmen, ist die Verabreichung der Hormone „von innen“, also systemisch über den Blutweg, erforderlich. In das Blut gelangen die Wirkstoffe nach Einnahme von Tabletten oder durch Aufnahme über die Haut, zum Beispiel mit Hilfe eines transdermalen Pflasters oder eines Sprays. Genitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit oder Juckreiz an der Vulva lassen sich dagegen besser lokal mit einer Creme, einer Salbe oder Scheidenzäpfchen lindern. Bei solch einer lokalen Therapie treten meist nur sehr geringe Mengen Östrogen ins Blut über.

Welches Östrogen? Als Östrogene werden meist Estradiol oder Estriol verordnet. Estradiol gibt es als Tabletten, Pflaster, Spray, Creme und Scheidenzäpfchen. Estriol ist schwächer wirksam und steht nur zur lokalen Therapie als Creme, Vaginaltabletten oder Scheidenzäpfchen zur Verfügung. Tibolon (zum Beispiel Liviella®) ist ein oral einzunehmendes synthetisches Steroidhormon, das östrogenähnlich wirkt. Es ist zwar etwas weniger effektiv gegen Hitzewallungen, soll aber auch weniger stark auf die Gebärmutterschleimhaut wirken. Dieser ursprüngliche Vorteil wird inzwischen angezweifelt. Dies und das erhöhte Risiko für Schlaganfälle und Brustkrebs hat dazu geführt, dass Tibolon nur noch in Ausnahmefällen verordnet wird.

Welches Gestagen? Die meisten Gestagene liegen in Tablettenform vor. Nur der Wirkstoff Norethisteronacetat ist als transdermales Pflaster erhältlich (zum Beispiel Estragest TTS®). Aktuell gehen die Expert*innen davon aus, dass der Gestagenanteil einer kombinierten Hormontherapie für die Erhöhung des Brustkrebsrisikos verantwortlich ist. Dabei scheint natürliches Progesteron weniger riskant zu sein als synthetisch hergestellte Gestagene.

Kontinuierlich oder zyklisch? Ob die Hormone dauerhaft oder in Zyklen eingenommen werden hängt von der Patientin ab. Folgende Einnahmeschemata sind möglich:

  • Zyklische Kombinationstherapie: Tag 0 bis 6 Östrogen, Tag 7 bis 20 Oströgen-Gestagen-Kombination, Tag 21 bis 28 Pause ohne Hormoneinnahme. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage: Tag 0 bis 14 Östrogen, Tag 15 bis 28 Östrogen-Gestagen-Kombination, keine Hormonpause. Geeignet für jüngere Frauen in der Peri- und frühen Postmenopause und als Beginn einer HRT.
  • Kontinuierliche Kombinationstherapie: dauerhafte Einnahme einer Östrogen-Gestagen-Kombination ohne Hormonpause. Geeignet für Frauen in der Postmenopause, meist nach einer zyklischen Kombinationstherapie.
  • Östrogen-Monotherapie: Dauerhafte Einnahme von Östrogenen, nur geeignet für Frauen ohne Gebärmutter.

Tipp: Wenn eine Hormontherapie erforderlich ist, ziehen es die meisten Frauen vor, so schnell wie möglich keine Blutungen mehr zu haben. Das klappt am besten mit der kontinuierlichen Kombinationstherapie: Hier bildet sich die Gebärmutterschleimhaut nach etwa 6 Monaten so weit zurück, dass es nicht mehr zu Blutungen kommt.

Was können Pflanzen?

Viele Frauen möchten ihren Hitzewallungen lieber pflanzlich entgegentreten. Aus der Pflanzenwelt gilt vor allem die Traubensilberkerze (Cimicifuga, zum Beispiel in Klymadynon®Filmtabletten oder Femikliman® Filmtabletten) als Waffe gegen Hitzewallungen. Ihre Sicherheit und Wirkung ist in vielen Studien untersucht worden. Die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich, ebenso wie die daraus abgeleiteten Empfehlungen. Die Gesellschaft für Phytotherapie sieht den Nutzen der Traubensilberze als erwiesen an, andere Experten sehen einen „möglichen Nutzen“. Allgemein gilt die Auffassung, dass ein Versuch damit nicht schaden kann. Aus Sicherheitsgründen sollen jedoch immer registrierte Arzneimittel verwendet werden.

Isoflavone wie Genistein, Daidzein und Glycitein sind Pflanzeninhaltsstoffe, deren chemische Struktur denen des Östrogens ähnelt und die deshalb auch Phytoöstrogene genannt werden. Sie sollen von den Wechseljahrsbeschwerden am ehesten die Hitzewallungen günstig beeinflussen, wobei auch hier die Ergebnisse nicht konsistent sind. Dosiert wird bei Isoflavonen mit 30 bis 80 mg täglich, es gibt sie zum Beispiel als Soja-Extrakt oder Rotklee-Extrakt.

Auch Johanniskraut soll gegen Hitzewallungen wirken. Hier wird eine Dosierung von 300 mg am Tag empfohlen. Manchen Expert*innen sehen Johanniskraut als beste Möglichkeit zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach Brustkrebs, Alternative ist in dieser Situation auch Gabapentin.

Mit Psychopharmaka gegen die Hitze?

Es gibt verschiedene Psychopharmaka, die gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche helfen sollen. Bisherige Studienergebnisse sind allerdings widersprüchlich. Für Frauen, die weder Hormone noch Phytoöstrogene einnehmen dürfen, sind Präparate wie das Antiepileptikum Gabapentin, das blutdrucksenkende Clonidin oder bestimmte Antidepressiva (SSRI, NSRI) eine Behandlungsoption.

Beschwerden untenrum angehen

Neben den vasomotorischen Beschwerden belasten viele Frauen vor allem die Probleme im urogenitalen Bereich. Denn auch die die Schleimhäute von Harnwegen und Scheide besitzen Rezeptoren für Östrogene und Gestagene. Sinken die Hormonspiegel, degenerieren die Schleimhäute, sie werden dünner und trockener. Dadurch kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder Wasserlassen, zu Juckreiz, vermehrten Infekten und Blasenschwäche. Die systemische Hormontherapie richtet hier meist wenig aus, besser wird vor Ort, also direkt an den Schleimhäuten angesetzt. Behandlungsoptionen sind:

  • Gleitgele oder Befeuchtungsgele. Sie erleichtern den Geschlechtsverkehr und helfen bei Juckreiz und Trockenheit.

  • Lokale Hormontherapie in niedriger bis ultraniedriger Dosierung. Dafür gibt es Cremes, Gele, Vaginaltabletten, Ovula, Pessare und Vaginalringe. Empfohlen werden dafür vor allem Estrio-haltige Präparate (zum Beispiel OeKolp® forte Vaginalzäpfchen, Estriol Wolff® Vaginalcreme oder Ovestin 1 mg Tabletten).
  • Laserbehandlung. Dabei wird die Scheide durch einen Vaginallaser von innen mit Laserimpulsen behandelt. Dies soll die Scheidenwände dicker und elastischer machen sowie die Feuchtigkeit verbessern. 3 Behandlungen werden empfohlen, aussagekräftige Vergleichsstudien und Langzeitergebnisse stehen noch aus.

Tipp: Zusätzlich hilfreich bei Blasenschwäche sind Beckenbodentraining sowie die Gewichtsreduktion bei Übergewicht.

Was kann man sonst noch tun?

Neben Hormonen und Pflanzentherapeutika werden viele weitere Maßnahmen oder Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden empfohlen. Nur wenige sind aber wirklich hilfreich. Effektiv nach heutigem Wissenstand sind psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie und achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren. Dabei lernen die Frauen, Faktoren zu vermeiden, die die Hitzewallungen begünstigen (wie z. B. Stress, ungünstige Schlafgewohnheiten oder übertriebene Sorgen). Auch Akupunktur soll nützlich sein, ihr Effekt ist allerdings geringer als der einer Hormontherapie.

Ob Maßnahmen wie Ausdauersport und Tiefenentspannung hilfreich gegen Hitzewallungen sind, ist nach aktueller Studienlage ungewiss. Keinen Effekt hat offenbar die Einnahme chinesischer Kräuter, Gleiches soll Studien zufolge auch auf Vitamin E, Dihydroepiandrosteron und Melatonin zutreffen.

Hinweis: Auch wenn Bewegung, Yoga und Entspannung die Hitzewallungen nicht direkt eindämmen, lohnt sich ihr Einsatz. Viele Frauen in den Wechseljahren berichten, dass es ihnen damit insgesamt besser geht.

Quellen: Leitlinie Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen; Sieglinde Plasonig, DAZ 2020, Nr. 34, Seite 40

Autor / Rechte
23.01.2021
Dr. med. Sonja Kempinski

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